Surrogat
Walter Studer mit einem weitereren Beitrag aus der Rubrik «Lyrik gegen den Wahn».
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Surrogat
Und Tag für Tag für Tag
nur Arbeitssklaverei
und dann
schon wieder gewählt
die falsche Partei
wie jedes Mal
und dann
auch wieder aufgewacht
und neben mir
die fremde Person
nur Hülle von nichts
ich frage nichts
doch weiss ich jetzt
ich bin nicht ich
bin ich als eigen Surrogat
ich habe mich
als eigentliches Selbst
längst aus dem Staub gemacht
lass mir mein minder Surrogat
dumm quälen
und zwar ganz ohne mich
nur ängstigt mich
bisweilen
dass sich mein eigentliches Ich
gar nirgendwo
mehr find
mir ist gar dunkel
und ich pfeiff mir eins
beim Gang über meinen Friedhof
Surrogat
Und Tag für Tag für Tag
nume Arbetssklaverei
und denne
scho wider gwähut
die fautsch Partei
wie jedes Mou
und denne
au wider ufgwacht
und näbe mir
die frömdi Person
nume Hüue vo nüt
ig froge nüt
doch weiss ig jetz
ig bi nid ig
bin ig aus eignigs Surrogat
ig ha mig
aus eigentlichs Säubscht
lengscht us em Schtaub gmacht
lo mir mis mindere Surrogat
dumm quäle
und zwar ganz ohni mig
nume ängschtigt mig
öppedie
dass sich mis eigentliche Ig
gar niene meh
finge lod
mir isch gar dunku
ig pfiffe mer eis
bin Gang über mi Fridhof
© Walter Studer
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Walter Studer (stu) schreibt regelmäßig bei «kunst & wach» unter der Rubrik «Lyrik gegen den Wahn»