Showdown
Aus der Serie «Sprachperlen»
Gerade weil dieses Werk die Gewichtung auf den dem menschlichen Sein immanenten ewigen Rahmen legt, bleibt es pikant und aberwitzig ungerahmt. Denn der gegebene mächtige Stahl-Rahmen ist ja eigentlicher Bildinhalt. Er ist Chassis und Fundament aller Existenz, der er Ohnmacht auf immer verleiht und dem nicht zu entrinnen ist. Der somit selbst der Freiheit des Inhaftierten im Banne dieses Rahmens zu verbleiben paradoxerweise entgegensteht und derart jegliches Geschehen und Tun als Rahmenhandlungen denunziert und im weiteren die Möglichkeit jeglichen Willens als Illusion, als lediglich selbst-betrügerische Beschönigung entlarvt.
Diese dem historischen Determinismus LEIBNITZ – jenem die Gegenwart durch seinen Binärkode beherrschenden Genies – verpflichtete Anti-Philosophie erklärt nichts. Sie stellt und setzt hingegen fest.
Diese Arbeit ist zwar im Schaffen des Kunstwerkers nicht allein stilistisch ein absoluter Solitär. Dennoch enthält sie das Paradigma seines gesamten Kunstwerkens. Es ist sozusagen das ERSTE Werk Mara‘ s und gleichwohl ein Letztes, Geburtsanzeige, Nachruf und Testament in einem. Brutale Offenbarung innerster und elementarster Verwundung im Gesicht geprügelter Seinsvergegenwärtigung. Dieses über Autobiographisches hinweg- und weit darüber hinausziehende Schmerzensbild des Selbst erweist sich einer Analyse nur scheinbar zugänglich, denn jedes diesbezügliche Forschungsergebnis ist nichts als Betrachtung eigener Spiegelbildlichkeit. Ein ECCE HOMO unser aller Selbst als SHOWDOWN in der eschatologischen Abendsonne, im absoluten Gold der Null- und Unendlichzeit des AION, der den fassbar endlichen CHRONOS enden lässt. Ort der letzten Dinge, des Weltgerichts über diese und der Erkenntnis, dass nichts jemals war und nichts jemals sein wird, aber alles stets ist.
Und genau in dieser Sehweise eröffnet sich echter untrüglicher Trost. Der traurige Clown PIERROT, aber auch ARRLECCINO der Commedia del Arte und nicht zuletzt der in seiner absoluten Sinntiefe ewig unterschätzte und verharmlosend zum Kindervers marginalisierte oberrheinische HANSDAMPF IM SCHNOGGELOCH sind die verständigen Väter dieses programmatischen Geständnisses des Kunstwerkers. Nicken wir getrost diesem auch unserem Abbild zu und lassen wir es wirken – aber Vorsicht, nicht zu lange! (zum Werk)
Jan 2015, W. Studer