Showdown

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr13 Rahmenhandlung 1

Nr13 Rah­men­hand­lung 1

(stu) Einem aus solid gefalz­tem Stahl­blech zum recht­ecki­gen Geviert ver­schweiss­ten Rah­men ist ein asym­me­trisch plat­zier­tes Tableau ein­ge­las­sen oder bes­ser auf ewig ver­haf­tet, gefasst, ver­ur­teilt und ver­bannt. Die­ses Gemäl­de zeigt ein aus dem Plas­ma gold­gel­ber Atmo­sphä­re ent­ste­hen­des Kon­ter­fei, das noch an der Natur gesucht, als­bald aber in eine kari­kie­ren­de und ansatz­wei­se abstra­hie­ren­de Male­rei ein­mün­det und schliess­lich hier­in ohne Abschluss endet.

Gera­de weil die­ses Werk die Gewich­tung auf den dem mensch­li­chen Sein imma­nen­ten ewi­gen Rah­men legt, bleibt es pikant und aber­wit­zig unge­rahmt. Denn der gege­be­ne mäch­ti­ge Stahl-Rah­men ist ja eigent­li­cher Bild­in­halt. Er ist Chas­sis und Fun­da­ment aller Exi­stenz, der er Ohn­macht auf immer ver­leiht und dem nicht zu ent­rin­nen ist. Der somit selbst der Frei­heit des Inhaf­tier­ten im Ban­ne die­ses Rah­mens zu ver­blei­ben para­do­xer­wei­se ent­ge­gen­steht und der­art jeg­li­ches Gesche­hen und Tun als Rah­men­hand­lun­gen denun­ziert und im wei­te­ren die Mög­lich­keit jeg­li­chen Wil­lens als Illu­si­on, als ledig­lich selbst-betrü­ge­ri­sche Beschö­ni­gung entlarvt.

Die­se dem histo­ri­schen Deter­mi­nis­mus LEIBNITZ – jenem die Gegen­wart durch sei­nen Binär­ko­de beherr­schen­den Genies – ver­pflich­te­te Anti-Phi­lo­so­phie erklärt nichts. Sie stellt und setzt hin­ge­gen fest.

Die­se Arbeit ist zwar im Schaf­fen des Kunst­wer­kers nicht allein sti­li­stisch ein abso­lu­ter Soli­tär. Den­noch ent­hält sie das Para­dig­ma sei­nes gesam­ten Kunst­wer­kens. Es ist sozu­sa­gen das ERSTE Werk Mara‘ s und gleich­wohl ein Letz­tes, Geburts­an­zei­ge, Nach­ruf und Testa­ment in einem. Bru­ta­le Offen­ba­rung inner­ster und ele­men­tar­ster Ver­wun­dung im Gesicht geprü­gel­ter Seins­ver­ge­gen­wär­ti­gung. Die­ses über Auto­bio­gra­phi­sches hin­weg- und weit dar­über hin­aus­zie­hen­de Schmer­zens­bild des Selbst erweist sich einer Ana­ly­se nur schein­bar zugäng­lich, denn jedes dies­be­züg­li­che For­schungs­er­geb­nis ist nichts als Betrach­tung eige­ner Spie­gel­bild­lich­keit. Ein ECCE HOMO unser aller Selbst als SHOWDOWN in der escha­to­lo­gi­schen Abend­son­ne, im abso­lu­ten Gold der Null- und Unend­lich­zeit des AION, der den fass­bar end­li­chen CHRONOS enden lässt. Ort der letz­ten Din­ge, des Welt­ge­richts über die­se und der Erkennt­nis, dass nichts jemals war und nichts jemals sein wird, aber alles stets ist.

Und genau in die­ser Seh­wei­se eröff­net sich ech­ter untrüg­li­cher Trost. Der trau­ri­ge Clown PIERROT, aber auch ARRLECCINO der Com­me­dia del Arte und nicht zuletzt der in sei­ner abso­lu­ten Sinn­tie­fe ewig unter­schätz­te und ver­harm­lo­send zum Kin­der­vers mar­gi­na­li­sier­te ober­rhei­ni­sche HANSDAMPF IM SCHNOGGELOCH sind die ver­stän­di­gen Väter die­ses pro­gram­ma­ti­schen Geständ­nis­ses des Kunst­wer­kers. Nicken wir getrost die­sem auch unse­rem Abbild zu und las­sen wir es wir­ken – aber Vor­sicht, nicht zu lan­ge! (zum Werk)

Jan 2015, W. Stu­der

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