28 Monate tot in der Wohnung

Nr59 XXL

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Rah­men­hand­lung: Der 53 jäh­rige Gen­fer lag bereits 28 Monate tot in sei­ner Woh­nung als die Reste sei­nes Leich­nams auf sei­nem Sofa gefun­den wur­den. Erst ein pene­trant beis­sen­der Geruch hatte die fast 2.5 Jahre uner­kannt geblie­bene Ver­we­sung mit­ten in der Gross­stadt “ans Licht” gebracht.
Bemer­kens­wert: Der Mann hatte (Ex-) Frau, Toch­ter, Nach­barn, Bekannte, Sozi­al­hilfe, einen vol­len Brief­kas­ten (wes­halb die Post alle Briefe retour­nierte) und war in medi­zi­ni­scher Behand­lung.

Zufall? Schick­sal? Sel­ber schuld? Gesell­schaft schuld? Links? Rechts? Höhere Macht? Aus dem Rah­men gefal­len? Was mei­nen Sie?

Das künstlerische Konzept

Rah­men­hand­lung: Eine soziale Inter­ak­tion wird nicht als los­ge­löste, unab­hän­gige Ein­zel­er­schei­nung inter­pre­tiert, son­dern als von ihrem jewei­li­gen en Rah­men abhän­gige “Abfolge”, oder eben als Rah­men­hand­lung. Erst der unge­wöhn­li­che Rah­men des obge­nann­ten Todes­fal­les liess die­sen über­haupt so bemer­kens­wert erschei­nen, dass er sogar Gegen­stand einer Fern­seh­do­ku­men­ta­tion wurde. Denn hier sprin­gen eine (Ex-)Frau/Tochter, Bekannte, Nach­barn, Sozial- und medi­zi­ni­sche Hilfe und der gefüllte Brief­kas­ten ins Auge. Ohne diese bemer­kens­werte Rah­men­hand­lung – kein Auf- und Fern­se­hen. Nichts Außer­ge­wöhn­li­ches also, ledig­lich ein wei­te­rer Todes­fall mit “län­ge­rer Lie­ge­zeit”. Einer unter erstaun­lich vie­len, die in der Rou­tine des Kam­mer­jä­gers unter­ge­hen.

Erst der jewei­lige Rah­men gibt dem Gesche­hen seine jewei­lige Bedeu­tung… hier dem Tod.

Das Kon­zept der Rah­men­hand­lung spielt auch beim Kunst­wer­ken eine wich­tige Rolle, wes­halb ich ihm einen eige­nen Werk­raum geschaf­fen habe.

5 thoughts on “28 Monate tot in der Wohnung

  1. Wenn sowas in einer Grosstadt pas­siert, muss es zu den­ken geben! Wir wer­den immer ein­sa­mer.

    Super Web­site gra­tu­liere

  2. Ver­ges­sene Tote sind ein Phä­no­men anony­mer Wohn­ver­hält­nisse in Gross­städ­ten. Ein­sam unter Vie­len.

  3. Esther Meier

    Im Thea­ter spielt ja auch eine Rah­men­hand­lung. Ist das das glei­che? Gibt esnoch andere Bei­spiele?
    Freund­li­che Grüsse

    • Die im Thea­ter ist was ande­res, näm­lich wie ein Neben­schau­platz. Die Kunst-Rah­men­hand­lung hier ist eigent­lich die Haupt­hand­lung also die Gesell­schaft heute und alles rund herum und der Tote ist der Neben­schau­platz der ver­ges­sen geht glaube ich

  4. Don Qichote

    Wiki­pe­dia defi­niert die Rah­men­hand­lung so: „Die Rah­men­er­zäh­lung ist eine Son­der­form des mehr­schich­ti­gen Erzäh­lens. In ihrer ein­fa­chen Form zeigt sie sich als ein epi­scher Text mit einer cha­rak­te­ris­ti­schen, die Struk­tur der Erzäh­lung domi­nie­ren­den Zwei­schich­tig­keit. Diese ist der­art, dass die erste Text­ebene (der Rah­men) die zweite (die Bin­nen­er­zäh­lung) umgibt oder ihr auch nur vor­an­ge­stellt ist und eine münd­li­che Erzähl­si­tua­tion kon­sti­tu­iert, in der ein oder meh­rere nicht mit dem Rah­men­er­zäh­ler iden­ti­sche Erzäh­ler einem oder meh­re­ren Zuhö­rern ein oder meh­rere ver­gan­gene Gesche­hen frei erzäh­len.“

    Alles klar?
    Mir jeden­falls nicht!

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rahmenerz%C3%A4hlung&oldid=116750204


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