Ein freundlich Licht von Aussenseitern
Aus der Serie «Sprachperlen»
(stu) Diese besonders gelungene Lichtskulptur ist nicht nur ein schönes Stück Kunstwerk, sondern auch ein sehr patentes Stück Werkkunst. Wie so oft, so kann auch hier der Kunstwerker Mara seine praktische Ader und seine gefächert vorhandenen handwerklichen Fähigkeiten nicht verleugnen, ist diese Skulptur doch, nebstdem sie eine zeitgeschichtlich und politische Aussage perfekt klar und doch ohne Moralin vermittelt, ein ausgesprochen exzellentes Raumlicht, eine milde Lampe also, die zudem als schier unerschöpfliches Depot für Schreibgeräte der menschlichen Vergesslichkeit gegebenenfalls entgegenkommen mag.
Diese Art der Lichtkunst hat in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu wesentlichen Teilen ein Künstler fundiert, der leider und bezeichnenderweise weder damals noch heute wirklich ernst genommen wurde bzw. wird. Der Grund den diesen innovativ Kreativen aus dem Rahmen fallen liess, ist nicht in der Qualität seiner Kunst zu suchen – sondern ganz einfach darin, dass dieser Mann als promovierter Mathematiker und Erbe eines der grössten Vermögen der Welt zugleich und letzterem entsprechend, ein weltweit agierender fröhlicher Playboy war, dem es einfiel seiner tiefsten Herzens Verehrten zehntausend Rosen per Helikopter vor die Füsse fallen zu lassen. Ein im Grunde als Happening einzustufende Kunstaktion vom Besten, die allerdings (sic!) nicht als solche erkannt und anerkannt wurde, die aber immerhin der verehrten höchst populären Schönen dann doch noch das Ja-Wort entlockte. Leider zerschlug sich die Ambition eine Ehe zu führen sehr bald und die andere Ambition dieses ausserordentlich grosszügigen und warmherzigen Menschen, nämlich die Kunst, erfüllte sich halt auch nicht – keine Überraschung, dass diesem die Menschen zumindest in seiner Nähe Liebenden und wie Hunderttausende anderer eher apolitischer Mann der Kummer nicht ausging. Er nahm sich sehr viel später und nach einer durchaus geglückten Ehe das Leben.
Warum erhält diese Geschichte hier soviel Platz? Erstens ist die Aussage des Kunsterkers Mara im Werk Nr21 schon in seinem Vorspann hervorragend ausformuliert. Es braucht dazu gewiss keine zusätzliche Ausdeutung. Zweitens ist das AUS DEM RAHMEN FALLEN eines der kardinalen Themen des Kunstwerkers und es ist mehr als sinnvoll, diese meine Verknüpfung des WERKRAUMES WACHSTUM mit dem WERKRAUM RAHMENHANDLUNG hier einzubringen. Und Drittens ist der mir nur in Teilen seines scheinst beachtlichen künstlerischen Werks und in einigen inhaltlich vernachlässigbaren Meldungen und Halbwahrheiten bzw. Lügereien der Yellow-Press halbwegs bekannte GUNTER SACHS wert, als qualitätsvoller Künstler genannt und nicht vergessen zu werden. Viertens schliesslich muss ich, der ich gewiss kein Freund des sozial nicht wirksamen Kapitals bin, betonen, dass nicht alle Reichen asoziale Täter sind und dass nicht jeder Reichtum primär mit Blut Anderer geäufnet wurde und dass nicht jeder Vermögende etwas dafür kann, dass er dies ist. Und noch etwas: Trotz seiner Milliarden reüssierte Gunter Sachs als Künstler nicht – irgendwie klar eher Ausnahme denn Regel, aber umso bemerkenswerter!
Lassen wir also auch im Sinne eines Angedenkens an einen zeitlebens nicht wahrgenommenen Kreativen das Licht der Skulptur von Mara – auch er einer ausserhalb des Mainstreams – leuchten. Werk Nr21 sei hiermit auch ein EIN FREUNDLICH UND AUFMUNTERND LICHT DEN AUSSENSEITERN!
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