Mottfeuer

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr39 Ein herausragender Kopf

Nr39 Ein her­aus­ra­gen­der Kopf

(stu) In die­ser Zeit nun, die kei­nes­wegs und nie­mals und durch nichts zu defi­nie­ren ist, kommst du, Kunst­wer­ker Mara, als künst­le­ri­sch schlaf­wan­delnd Tref­fen­der mit dei­nem neus­ten Kunst­werk – gleich­sam dem Kin­de rei­nen Her­zens und dem blin­den Seher, die ja, wie wir alle, auch dem dümms­ten Bau­ern und sei­ner gröss­ten Kar­tof­fel nahestehen.

Die­ses Opus zeigt der unmit­tel­ba­ren Wahr­neh­mung einen mensch­li­chen Kopf, der, offen­sicht­lich fein­säu­ber­lich abge­trennt, in einem jener hüb­schen weis­sen Pfei­ler­so­ckel, die dem Publi­kum als Basen etli­cher dei­ner Wer­ke bereits bekannt sind, der­art ein­ge­gos­sen wur­de, dass nur­mehr das Schä­del­dach bzw. der sorg­fäl­tig gekämm­te Haar­schopf des­sel­ben sicht­bar ist. Zur Über­win­dung auf­stei­gen­der Beklem­mung, aus­ge­löst durch den beängs­tig per­fekt und ste­ril fri­sier­ten Skalp, hofft man, wenn auch ver­ge­bens, auf wenigs­tens eine vom Guss aus­ge­las­sene hüb­sch geschlauf­te Sträh­ne, die aller­dings auch nur obszön an sowohl Adolf H. und Sophia L. den­ken liesse.
Ein um die­se augen­fäl­lige Par­tie aus dem Sockel her­aus­ra­gen­der Kopf also; ein im eigent­li­chen Wort­sinn ech­ter PRO­MI­NEN­TER (lat: prominere=heraus-hervorragen)!

Was immer du dir dabei gedacht hast bzw. in dir hast hoch­stei­gen las­sen, dein gigan­ti­scher Druck­knopf, neu­deut­sch Buz­zer, lädt unwill­kür­lich ein drauf­zu­schla­gen – ein Sadis­mus kul­ti­vie­ren­der Hau-den-Lukas zur Trie­b­ab­fuhr nicht ein­ge­stan­de­ner Bru­ta­li­tät unser­ei­ner: Spritzt beim Drauf­schla­gen viel­leicht sogar das Blut aus die­sem kli­ni­sch ste­ri­len Heint­je-Schei­tel oder ver­kün­den wir mit unse­rem Schlag end­lich den Drit­ten Welt­krieg, der zwar schon lan­ge begon­nen, aber gleich der ver­meint­lich keu­schen Jung­frau, so tut, als wär er nicht längst schon im Verkehr?

Ein ste­ti­ger Kon­­fir­­man­­den-Mord, der da still, selbst­ver­ständ­lich und mit Prä­zi­sion jene unan­ge­nehms­ten, dif­fus Schöns­tes mit Häss­lichs­tem ver­jin­jan­gen­den Asso­zia­tio­nen, gleich einer über­par­fü­mier­ten Teu­fel­s­perle schmerz­haft aus unse­rer see­li­schen Muschel­schale herauskratzt.

In der Tat kann sich nie­mand vor der Wir­kung die­ses Din­ges, eben die­ses Pro­mi­nen­ten, schüt­zen und das soll ja auch so sein – klar ist die­se Kunst, die mit sehr wenig sehr viel sagt, die als bie­der­män­ni­sches Klein-Werk, das Mott­feuer in uns so rich­tig nährt, eine durch Pro­fes­sion for­mierte Kunst, die des Auch- Psych­ia­ters, der dies­mal dem Nagel die­ser nicht zu defi­nie­ren­den Zeit förm­lich auf den Kopf getrof­fen hat.

W. Stu­der

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