Daniel und die Decke der Oberflächlichkeit

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr75 Geöffnet

Nr75 Geöff­net

(stu) Wie­der ein­mal mehr, bzw. schon wie­der, macht es uns der Seri­en-Kunst­wer­ker und Lust­tä­ter im Kunst­schaf­fen mit sei­ner Nr75 trotz viel­sei­ti­ger und klu­ger Aus­deu­tung des eige­nen Kunst­wer­kens nicht leicht — und das ist gut so und letzt­lich unum­gäng­lich. Denn das wirk­lich Künst­le­ri­sche ist — in wel­cher Form es sich auch immer aus­drückt — nie leicht, selbst dann nicht, wenn es sich der Form der Leich­tig­keit bedient, sich also dar­in abbil­det und dar­in zeigt. Und dann auch gleich noch dies ins Stamm­buch der Besu­cher und Besu­che­rin­nen die­ser Web­site: Mara betrach­tet die Kir­che grund­sätz­lich nicht als ein Kon­fes­si­ons­af­fi­ner und sei­ne Reli­gio — heu­te nennt man dies etwas unge­nau “Spi­ri­tua­li­tät” — ist trans­kon­fes­sio­nell. Den­noch, oder gera­de des­we­gen ist ihm die christ­li­che Kir­che nicht gleich­gül­tig, im Gegen­teil. Er erkennt und aner­kennt die Kir­che als von fun­da­men­ta­ler sozia­ler Relevanz.

Aller­dings hat er weni­ger die Kir­che als ECCLESIA, als GEMEINSCHAFT DER GLÄUBIGEN im Auge. Ihm ist die Kir­che geist­li­che und nicht mate­ri­el­le AUTORITÄT, die nicht nur gibt, son­dern auch for­dert — Demut im Glau­ben zum Bei­spiel, denn nur so kann die­se Insti­tu­ti­on ihren Gläu­bi­gen jene Sicher­heit der See­le und des Gemü­tes geben, die der Kon­fes­si­on, dem Glau­bens­be­kennt­nis näm­lich, durch deren zu Grun­de geleg­te Schrift­lich­keit, der Bibel mit altem und neu­em Testa­ment, zuge­ord­net ist. Was auf Anhieb fast als dem Lite­ra­lis­mus, dem Buch­sta­ben­glau­ben nahe, auf­stos­sen könn­te, hat zwar, wie gesagt, nicht die demo­kra­ti­sche Dyna­mik einer moder­nen Glau­bens­ge­mein­schaft zum The­ma, die — wie Mara mit etli­chen Bei­spie­len zeigt — zur Zeit zuneh­mend meint, in die Rich­tung mer­kan­ti­ler Anbie­de­rung auf eben­falls zuneh­mend bil­dungs- und sogar inhalts­fer­nem Niveau sich anpas­sen zu müs­sen.

Natür­lich kann weder der Kunst­wer­ker noch der Autor die­ses Kom­men­tars hier eine das The­ma erschöp­fen­de Dis­kus­si­on mit siche­ren Ant­wor­ten “zum nach Hau­se neh­men” füh­ren. Dies haben seit der Anti­ke Mil­lio­nen von Trak­ta­ten und Bücher nicht geschafft und es ist auch für­der hin nicht von einer dies­be­züg­li­chen Kli­max aus­zu­ge­hen, denn wirk­li­cher Glau­be und Reli­gio sind jen­seits jeg­li­cher Ant­wort und wenn wir bis­wei­len oder über­haupt je nur einen Hauch des Lebens- und Seins­rät­sels ver­spü­ren, sind wir pri­vi­le­giert. Denn genau dort beginnt die, demo­kra­tisch und mit eher seich­ter Unter­hal­tung in kei­ner Wei­se ver­han­del­ba­re, soge­nann­te Spi­ri­tua­li­tät, deren erstes Gebot heisst: MICH KANN MAN NICHT KAUFEN.

Auf das Werk Nr75 von Mara bezo­gen heisst dies etwa: Wenn man die Holy Spi­rit-Boh­nen in der Büch­se nur noch mate­ri­ell kon­su­miert, sind sie bald geges­sen und sie wer­den unwie­der­bring­lich den Weg aller Mate­ria­li­tät gegan­gen sein. Und es wird gewiss nichts nüt­zen, die­ses Man­ko, die­ses Loch im Geist mit Geld, Brot und Spie­len stop­fen zu wol­len. Wie sag­te doch unter ande­rem jener JEHUSCHA, oder bei uns JESUS geheis­se­ne Mei­ster oder Leh­rer oder eben Rab­bi, der zor­nig die Händ­ler aus dem Tem­pel­be­reich ver­trieb, der beton­te, dass eher ein Kamel durch ein Nadelör als ein Rei­cher (gemeint ist damit der mate­ria­li­sti­sche Geld­mensch) in den Him­mel kom­me und der aber gleich­wohl auch prä­zi­sier­te und bezüg­lich Geld und Steu­er for­der­te, dass man dem Kai­ser geben sol­le, was des Kai­sers ist usw.? Er sag­te: MEIN REICH IST NICHT VON DIESER WELT.

Wenn also Kir­che, dann eine, die sich und den Mei­ster aller Mei­ster ernst nimmt und sich nicht scham­los der Angst vor der Schrump­fung und den momen­tan zuneh­mend lee­ren Kir­chen beugt und meint, sich nach der DECKE DER OBERFLÄCHLICHKEIT strecken zu müs­sen. Sie, also die­se sich auf ver­lo­re­nem Posten glau­ben­de Kir­che, ist nicht die des Kunst­wer­kers und sie täte gut dar­an, sich ein Bei­spiel am DANIEL IN DER LÖWENGRUBE des alten Testa­men­tes zu nehmen.

Feb 2016, W. Stu­der

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