Pfleger ohne Herz
“Herzlose” Produktivitätssteigerung im PflegerInnen-Wesen — der dritte Artikel der Artikel-Serie Rahmenhandlungen. Wie im Übersichtsartikel bereits angekündigt, soll hier das Konzept der Rahmenhandlung anhand von 7 konkreten Beispielen vertieft werden. Auch das heutige Beispiel habe ich aus dem bereits vorgestellten Werk [Nr18 Rahmenhandlung 5] entnommen.
Hässliche Seiten von Produktivitätssteigerung
Wachstum, Wachstum und noch mehr Wachstum! Das ist die Losung, die wir von Politikern und Wirtschaftsexperten eindringlich und unablässig eingetrichtert bekommen. Wachstum als Garant für Stabilität, Wohlstand, Arbeitsplätze, Hilfe für die Schwachen und zuletzt auch noch als Garant für das angebliche Glücksgefühl. Die Ausbeutung der begrenzten Ressourcen wird dabei ausgeblendet oder mit dem Argument fortgesetzter Produktivitätssteigerung schön geredet. Einer Produktivitätssteigerung nota bene, deren hässlichen Seiten (z.B. Massenausschluss und Massenvergasung) — rücksichtslos aber folgerichtig — ebenfalls ausgeblendet werden müssen:
E u r o p. U n i o n Roboter als Krankenpfleger Überalterung der Gesellschaft und massive Einsparungen im Gesundheitswesen werden nach Ansicht der EU dafür sorgen, dass sich künftig weniger Krankenhausmitarbeiter um noch mehr Patienten kümmern müssen. Den dadurch entstehenden Problemen will man nun mit Roboter-Pflegern begegnen, deren Entwicklung im Rahmen des EU-finanzierten Projektes IWARD gefördert wird. 25.01.2005 08:44, Networld
Das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung
Das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung deutet eine Handlung als von ihrem jeweiligen en Rahmen abhängige (Ab-) Handlung. Diese ist demnach nicht einfach frei und unabhängig, sondern durch ihren jeweiligen Rahmen geprägt. Es “handelt” sich sozusagen immer um eine Handlung im Rahmen — um eine Rahmenhandlung. Das gleiche gilt für die subjektive (Be-) Deutung einer Handlung. Auch diese ist durch den Rahmen geprägt: Dem subjektiven Betrachter erscheint eine Handlung erst dann bemerkenswert, wenn sich diese in einem bemerkenswerten Rahmen “abspielt”: Die Entwicklung von Pflegerobotern in unserem Beispiel bekommt ihre bemerkenswerte Bedeutung erst im Rahmen radikaler Externalisierung von menschlicher Zuwendung und — Hilfe. Angehörigenpflege/-Zuwendung wurde an fremde professionelle Spital-/Heim-/Spitexpflege delegiert. Explodierende Kosten im explodierenden “Zuwendungs- und Pflegewesen” folgten “natürlich” auf dem Fuss und verlangen mittlerweile “natürlich” massive Einsparungen und Personalabbau mit Roboterersatz . Ohne diesen bemerkenswerten gesellschaftlichen Rahmen wäre die Entwicklung von Pflegerobotern schon gar nicht zwingend und kaum weiter bemerkens- oder publikationswert. Sie wäre lediglich ein weiteres Element in einer langen Kette technischer Problemlöser des Menschen. Oder sollte uns etwa die Entwicklung von Staubsauger, Waschmaschine oder Haarföhn gleichermaßen irritieren? Wohl kaum — aber das wäre wieder eine andere Geschichte (Rahmenhandlung)…
Ein- und Aussichten
Eine Handlung oder ein Geschehen als Rahmenhandlung zu betrachten, kann Ein- und Aussichten verändern:
Vermehrung rastlosen Konsums,
zum Zwecke weiteren Wirtschaftswachstums,
zur Kostendeckung des “Zuwendungs- und Pflegewesens”,
zur fortgesetzten Externalisierung menschlicher Zuwendung,
damit mehr Zeit ist,
zur Vermehrung rastlosen Konsums… bliebe demnach zu hinterfragen
Das Konzept der Rahmenhandlung hat mein Kunstwerken stark beeinflusst, weshalb ich ihm einen eigenen Werkraum Rahmenhandlung geschaffen habe. Dort finden Sie einen generellen Überblick über das Konzept.
Wie gehts weiter
Im nächsten Artikel werde ich Ihnen eine weitere bemerkenswerte Rahmenhandlung aus dem Werk [Nr18 Rahmenhandlung 5] vorstellen. Es geht dabei um die hohe Kunst, frei zu leben. Bis dann!
Alle Artikel der Serie
- Serie Rahmenhandlungen
- Gefangen in der Badewanne
- Pfleger ohne Herz (Dieser Artikel)
- Unerträgliche Freiheit
- Alles psychisch!
- Untergang, Dichter und Hochstapelei
- Armer Hund
- Finale