Finale
Finale — die gleichsam erfolgreichste und folgenschwerste Rahmenhandlung des Menschen. Im letzten Artikel aus der Artikel-Serie Rahmenhandlung geht es um die globale Bevölkerungsexplosion.
Wie im Übersichtsartikel angekündigt, soll hier das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung anhand von konkreten Beispielen vertieft werden. Diesmal anhand einer letzten Grafik aus dem bereits vorgestellten Werk Nr18 Rahmenhandlung 5:
Die globale Bevölkerungsexplosion
Alle bisherigen Beispiele (s. u.) aus dieser Artikelserie sind gleichsam eingerahmt von einer gemeinsamen und übergeordneten Rahmenhandlung: dem seit ca. 4oo Jahren explodierenden globalen Bevölkerungswachstum.
So lebten im Jahr 1800 weltweit etwa 1 Mia. Menschen. 125 Jahre später hatte sich die Weltbevölkerung auf 2 Mia. (1926) verdoppelt. Für die dritte Mia. brauchte die Weltbevölkerung noch 34 Jahre (1960), für die vierte (1974) und fünfte Mia. (1987) nur noch 14 bzw. 13 Jahre. Im Jahre 2011, also nur 12 [sic!] Jahre später, waren es bereits 7 Mia. Aktuell werden es täglich ca. 220‘000 Menschen mehr und die Wachstumsprognosen der Vereinten Nationen werden laufend korrigiert — nach oben.
Mit Blick auf die globale Wachstumskurve wird augenscheinlich, dass das Schicksal der Menschheit grundlegend vom globalen Bevölkerungswachstum bestimmt war und — sein wird. Nach einer Phase unbändigem (evolutionären) Erfolg ist die Phase der unbändigen Probleme angebrochen: Dichtestress (Verteil- und Verdrängungskämpfe, Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit, Zunahme von Slums in Entwicklungsländern) und Umweltprobleme (Flächenverbrauch, Erdölverbrauch, Überfischung, Entwaldung, Wasserverbrauch, Schadstoffausstoß…)
Das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung
Wir erinnern uns, das künstlerische Konzept der Rahmenhandlung deutet eine Handlung als von ihrem jeweiligen organisch-biografisch-gesellschaftlichen Rahmen abhängige (Ab-) Handlung. Diese ist demnach nicht frei und unabhängig, sondern durch ihren jeweiligen Rahmen geprägt. Es “handelt” sich sozusagen immer um eine Handlung im Rahmen, oder eben — um eine Rahmenhandlung.
Vom Erfolg zum Zwang
Wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch ist der evolutionäre Erfolg der Menschheit längst zum Zwang geraten: Wachstumsprobleme verlangen — so die vorherrschende Losung — nach immer mehr Wachstum. Entsprechend wird die globale Bevölkerungsexplosion von den meisten Politikern und Ökonomen ausgeklammert und von den Medien kaum erwähnt. Was ich nicht hören will, das kann auch nicht sein, basta. Lieber thematisieren und bewirtschaften (nicht lösen) wir einseitig und schon fast bis zum Überdruss die ökologische Seite der Bedrohung und schieben das grundsätzlichere Problem der Übervölkerung unseres Planeten vor uns her.
Ein- und Aussichten
Eine Handlung oder ein Geschehen als Rahmenhandlung zu betrachten, kann Ein- und Aussichten verändern: Die Bevölkerungsexplosion weiterhin und weitgehend zu verdrängen (was denn sonst?) wird nachvollziehbar. Sich derweil mit rosaroten (Alb-) Träumen, einer Flut von Promi-Spiel-Shows und zunehmender Flucht in die Konsumtempel davon abzulenken auch…
Das Konzept der Rahmenhandlung hat mein Kunstwerken stark beeinflusst, weshalb ich ihm einen eigenen Werkraum Rahmenhandlung geschaffen habe. Dort finden Sie einen generellen Überblick über das Konzept.
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Alle Artikel der Serie
- Serie Rahmenhandlungen
- Gefangen in der Badewanne
- Pfleger ohne Herz
- Unerträgliche Freiheit
- Alles psychisch!
- Untergang, Dichter und Hochstapelei
- Armer Hund
- Finale (Dieser Artikel)
Links
- Werk [Nr18, Rahmenhandlung 5], mara 2007
- Seite Der Wahn, Kunstwerken und Wachstumswahn
Mattäus
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Lieber Marcel
Vielleicht hast Du die Beiträge in der NZZ vom 23.12 zum Thema Die Provokation des Verzichtens bereits gesehen. Ich jedenfalls fand sie sehr interessant: Im übrigen hoffe ich, es geht Euch gut und wünsche eine ruhige und erholsame Weihnachtszeit. PS: Deine Website ist fantastisch und wird immer besser! Ein wahres “Bijou” im heutigen Meer nutzloser Internetseiten.
mara
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Danke Matthäus für den Input (sehr interessant!), die guten Wünsche und das Kompliment. Hier noch die zwei zugehörigen Links:
Suffizienz — unentbehrlich für die Nachhaltigkeit
Suffizienz ist gut — Nachhaltigkeit ist besser
Liebe Grüsse und ebenfalls die besten Wünsche für’s 2014 :-)
Walter S.
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Deine Website ist mittlerweile so beängstigend gut, dass du sie unbedingt weiterziehen solltest — auch wenn deren Radikalität parallel zur Wirklichkeit nur zunehmen kann und schliesslich, gemäss der Finalität im Felde des Endgültigen, in süffisanter NEKROPHILIE aufgehen wird — wie wir alle!
Hoffnung? Gibt es sie? sie liegt allenfalls in der sehr kleinen Gegenwart des denkenden, trotz allem heiter verständigen INNEHALTENS und, so gut es eben geht, ebensolchen HANDELNS.