Sechskantschraube mit Mutter gekippt, Acryl rot, Sockel schwarz, 20x20x20 cm (LxBxH), © mara 2018
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Für Bernd Willfried Senf
Inspiration
Die Schulden der Welt übertreffen mittlerweile die globale Wirtschaftsleistung um mehr als das Dreifache (Ende 2016: 325%). Der neue Oxfam-Bericht zeigt außerdem, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung 50,8 Prozent des weltweiten Vermögens besitzt – und damit mehr als die restlichen 99 Prozent zusammen. Soweit so schlecht, nichts Neues von der Front, der alljährliche Wahnsinn halt, weiss man ja…
Aber hätten Sie’s gewusst…
…dass der Zins in unserem Geldsystem auf Dauer Krisen von Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft, Staat und Dritter Welt verursacht bzw. verstärkt? Automatisch. Mathematisch. Exponentiell. Eisig?
…dass der Zins in unserem Geldsystem auf Dauer jeden Bürger, dessen Zinseinnahmen weniger als ein Drittel (sic!) seiner Lebensunterhaltskosten betragen, zum Verlierer unseres Geld- und Zinssystems macht. Und dass dies 80% (sic!) der Bevölkerung betrifft – 80% Verlierer?
…dass der Zins in unserem Geldsystem auf Dauer (über versteckte Zinskosten in den Produktepreisen und zunehmende Steuerlast durch Staatsverschuldung) eine Umverteilung von Unten nach Oben bewirkt? Von 80% der Bevölkerung zu den 10% Reichsten? Eine automatisierte und permanente Umverteilung des Vermögens vom grössten Teil der Bevölkerung hin zum kleinen Teil der Besitzer von Grosskapital und Staatsanleihen — zu den Millionären und Milliardären also?
Der Zins! Hätten Sie’s gewusst?
Reiche, Arme, Linke, Rechte, Liberale, Konservative, Grüne, Abzocker oben, Abzocker unten, Vegetarier, Misch-Köstler, Gutmenschen, Schlechtmenschen — was soll das ganze politisch korrekte Gezänk, wenn doch allein schon der Zins in unserem Geldsystem — der sprichwörtlichen Regierung der Welt — auf Dauer Krisen von Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft, Staat und Dritter Welt verursacht bzw. verstärkt? Automatisch. Mathematisch. Exponentiell. Eisig.
Was mich betrifft, ich habe studiert, doktoriert, bin pensioniert, durchaus interessiert und belesen und hab dies natürlich — NICHT GEWUSST! Wahnsinn! Ich habe die obgenannten krisen- und gleichsam schicksalhaften Auswirkungen unseres Geld- und Zinssystems nicht gekannt! Wie ist das möglich? Lehrer? Dozenten? Ökonomen? Lehrbücher? Meinungsträger? Das vornehme Streben der Medien nach möglichst objektiver Information?
Eine erhellende Antwort darauf mag das folgenden Zitat der Gebrüder Rothschild, Finanziers, London 28. Juni 1863 an US-Geschäftspartner, geben:
„Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.“
Anmerkung: Zweifellos werden die Schweizer Wähler — wenngleich auch sie mehrheitlich Verlierer — in vier Monaten die Vollgeldinitiative für ein faires und sicheres Geld- und Bankensystem ablehnen und weiterhin das ihnen feindliche System ohne Murren tragen. Es bleibt abzuwarten…
Nun ja, mittlerweile habe ich begonnen “Verdacht zu schöpfen” und meinen “Nebel um das Geld” etwas lichten können. Dies verdanke ich insbesondere einem Mann, der sich unerschrocken dem Mainstream stellt und — ganz die Tradition des bescheidenen “old school” Wissenschaftlers pflegend — sein herausragendes Fachwissen gerne teilt mit Jenen, die noch unvoreingenommen zuhören können und wollen: Bernd Willfried Senf (1). Ihm sei mein neues Werk Nr100 DIE ZINSSCHRAUBE in respektvoller Anerkennung gewidmet.
(1) Prof. Bernd Willfried Senf, 1944, deutscher emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre, lehrte 1973 bis 2009 an der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) Berlin. Der Nebel um das Geld ISBN 978–3‑7316–1085‑4
Werk
Gleichermassen wie die Schlechtwetterfront, die sich aus Sicht der Meteorologie aufgrund der Summe aller zeitlichen, globalen und lokalen (Rahmen-) Bedingungen ergibt, lassen sich gesellschaftliche “Sitten und Gebräuche” — hier DER NEBEL UM DAS GELD (B. Senf) — letztlich als Elemente einer Rahmenhandlung verstehen, die sich aufgrund der Summe globaler, lokaler und persönlicher (Rahmen-) Bedingungen der Sozietät ergibt. Rein sprachlich (nicht aber in der Sache) bliebe demnach sowohl ein mutiges DEN RAHMEN SPRENGEN als auch ein AUS DEM RAHMEN FALLEN zu hinterfragen. Kunstsprech: INTERESTART
Entweder niemand ist schuld, oder wir sind es alle — Demut tut Not.
→ Zum Werkkommentar von W. Studer
Klassifikation
<Nr100 Die Zinsschraube> ist ein Werk aus dem Werkraum Rahmenhandlung
Bekanntgabe
Feb 2018 → Hätten Sie’s gewusst? — Prolog zum Werk Nr100
Zum gleichen Thema
Nr77 Hochfinanz und Nr81 Grundbesitzer
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Wer im Glashaus sitzt, sollte endlich mit Steinen schmeissen!
Kommentar zum Werk Nr100 von Walter Studer
(stu) Er weiss, dass man Wahrheit selten oder philosophisch gesehen a priori überhaupt nicht vermitteln kann. Nicht weil man der Wahrheit nicht habhaft werden würde, sondern weil Wahrheit immer einen zugehörigen Raum und eine Atmosphäre benötigt, in der sie überhaupt gehört werden kann, in der sie sich abzubilden vermag.
Bernd Senf zeichnet freihand aber dennoch nachweisbar exakt die exponentiell gezähnte Architektur des Molochs auf, der mittels Zins und Zinseszins und dem dadurch notwendigen Spielmaterial, der alchimistischen Materia prima, dem ewig auf Gold getrimmten Quecksilber, dem Mercurion, nämlich dem Buchungs- oder Giralgeld genannten Schmiermittel, es schafft, unser gemeinsames Geld — und ich meine jedes Stück unseres real, mit Kopf und Herz und Hand hart erarbeiteten und redlich verdienten Stück Geldes — allmählich und mit ebenfalls exponentiellem Anstieg in rauen Mengen bei uns allen so wieder abzuziehen, dass wir es nicht einmal merken, und selbst jenes Geld im Sparstrumpf zuhause wird mitgeschrumpft, derweil wir es in den eigenen Händen zu halten glauben.
Jeder Euro, den etwa die EZB zur Ausrüstung von börsenkotierten Unternehmen und Wettcasinos, Hedgefonds und Hedgefonds von Hedgefonds hergibt — natürlich in der Form des praktisch nichtexistenten Buchungs- bzw. Giralgeldes — und ja, auch jene scheinbar mildtätigen Geld-Schirme, die man für jene Länder der EU „bereitstellt“, die trotz Mitgliedschaft am Segen von Exportüberschüssen anderer Mitglieder nicht teilhaben dürfen, sind Gelder, die nach ihm immer weiter oben gereicht werden und sich zu einer gigantischen und irrealen Summe bei immer weniger einzelnen Leuten, Unternehmen oder Körperschaften stapeln.
Die Verlierer sind wir alle anderen, unsere Umwelt unsere Ressourcen — haben sie übrigens gewusst, dass die weltweit grösste Mafia mittlerweile die für Beton bzw. Meersand, dem Kernzuschlag der Betonmasse, ist? Die besagten Brüder der EU-Gemeinschaft, die „Nutzniesser“ dieser Schirmgelder, müssen es dulden, dass man ihnen dann Faulheit und genetisch bedingtes Unvermögen in allem und jedem vorwirft und verückterweise nehmen manche diese Stigmatisierung sogar an! Warum? Weil sie den ganzen irrationalen Wahnwitz des Geldes nicht verstehen. Weil sie, wie die meisten von uns allen auch und gerade in Sachen Geld, lieber glauben als wissen wollen, damit sie sich selbst begreifen können und damit man sie im sadomasochistisch aufgeheizten Treibhaus des ewigen Wachstums nicht ganz fallen lässt.
Und natürlich auch in der irren Hoffnung, dass sie die bei Banken deponierten Gelder wenigstens tranchenweise und selbstredend horrend zinsintensiv irgendwie doch noch in die Finger kriegen. Natürlich haben die betreffend ausgestatteten Banken diese zur Verfügung der lokalen Wirtschaft bereit gestellten Gelder zunächst einmal gleich auch noch als Gewinne gebucht. Und dass in den obersten Etagen wie bei einem religiösen Volksbrauch gemäss die grosszügigsten Boni verteilt werden, ist mittlerweile so selbstverständlich, dass die Medien es kaum noch erwähnenswert befinden: So und nicht anders ist eben der freie, der deregulierte Markt, der sich laut den sich irrwitzig als Wissenschaftler bezeichnenden Gurus und Zauberlehrlingen der Wirtschaft als die einzig wahre Naturkonstante darstellt, ja sich tatsächlich als die GOTTESFORMEL schlechthin erwiesen hat.
Es wird gedruckt oder einfach gebucht und mehrfach investiert und giralisiert, so wiederum zu spukhaften Spekulationsgeschäften gebläht und mittels legaler illegaler, oder ist es illegal legale Gegenspekulation wiederum von der breiten Basis her zur Spitze hochgetrimmt, so dass die naiveren, nämlich die kleinen Anleger mit einem einzigen Klick in der EDV schon enteignet sind, bevor sie ihren Traum geträumt haben. Uns, der Mehrheit der Menschen, der Staatsbürgerinnen- und Bürger ist dieses Geld dann real entzogen, das heisst auch, dass wir tatsächlich dafür haften. Unser Geld wird uns ganz einfach gestohlen. Und selbst wenn zu Gunsten der Geld erodierenden Unternehmen die Zinse künstlich vordergründig klein und die Inflation trotz dreifacher Blähung der Geldmenge minimal indiziert gehalten werden, ist klar: das alles bedeutet Schulden, denn jedes Geldstück und jeder Geldschein und jedes elektronische Geld ist ein Schuldschein, für den wir alle die Deckung sind. Es ist trivial darauf hinzuweisen, dass diese Schulden nicht die Zinsgewinnler und all die anderen Wellenreiter unserer Gelder bezahlen — auch wenn zwischendurch der eine oder andere im Zuchthaus landet.
Wenn heute bei der immer kleiner werdenden Gruppe jener Leute, die sich der Börsenkünste der kalt-smarten CITYBOYS bedienen können, wenn also bei jener absoluten Minderheit der happy fiew, die in ihren Gesellschaften und Staaten ihre steuervermeidende Manie pflegen, deren Glück somit im Unglück der Vielen begründet ist, wenn bei diesen juristischen Phantomen Geldsummen vereinigt sind, die annähernd das dreifache Produktionsultimo weltweit ausmachen und wenn dann auch noch festgestellt werden muss, dass diese Gelder, denen wie wir alle wissen sollten jegliche Deckung fehlt, dann ist, wie gesagt, die Zeit längst gekommen, endlich nachzudenken. Nachzudenken was der Mensch ist und was sein Geld eigentlich darstellt und was Geld sein müsste, damit es dem Menschen, seinen Bedürfnissen, seiner endlichen Umwelt und seinem Wirken und sogar dem Bild, das er von sich selber hat, gerecht wird.
Der Mensch kann das Wachstum nicht einer imaginären und dreifach die Möglichkeiten des Menschen übersteigenden Leistung entsprechenden Summe anpassen und diese zudem immer noch höher steigern. Wenn der Stein, der meinen Weg behindert, meine Kräfte um das Dreifache übersteigt, nutzt es nichts ihn fortschaffen zu wollen: Diesen Stein kann ich mit allen meinen Anstrengungen nicht bewegen!
Und dann geht es weiter. Die Überhänge an letztlich ungedecktem und inexistentem und sozial verlorenem Geld gehen wiederum von den Eignern, den im Wortsinn Geldkarikaturen, an die Börse zurück. Das Perpetuum mobile soll weiter in Gang gehalten werden. Es werden weitere Blasen von Geld als Trittbrettfahrer des Wachstumswahns und der alten vorbiblischen Habgier zu gigantischen Börsenwerten investiert und prompt bewirtschaftet und abgeschöpft, um beispielsweise weiterhin Rohstoffwetten zu gewinnen oder Fusionen von Saatgut zerstörenden und Pestizid verschüttenden Nahrungsmittelgiganten gewinnbringend zu unterstützen.
Bernd Senf hat seinen Raum der Wahrheit gefunden. Er hat den Raum des sanften Narren gewählt, das zenbuddhistische Drehmoment der Gegenwart. Dort kann man ihm und auch anderen seinesgleichen begegnen, wie seltsamen Wesen in einem Zoo. Wer allerdings mit ein wenig menschlicher Intelligenz genauer hinhört wird — und das ist das Beste was passieren kann — gewahr werden, dass nicht die Bernd Senfs hinter Gittern in kleinen Käfigen sitzen, sondern man selbst. Wir alle sitzen in einem gläsernen Treibhaus und sind benebelt von einem System, das längst den Charakter einer tödlichen Droge und der zugehörigen ewigen Sucht danach angenommen hat. Wir müssen uns befreien! Das Streben nach individuellem Glück durch persönliche und private Bereicherung ohne Ende ist ein historisch verständlicher und historisch gerechtfertigter Gedanke der Aufklärung, der — in der amerikanischen Revolution in die Verfassung und in die Menschenrechtskonvention aufgenommen — den Calvinismus zusätzlich pseudoreligiös untermauert, indem eben nach wie vor gilt, dass Reichtum — wie dieser auch immer erworben wurde — das einzige Zeichen von Gottesliebe bzw. der persönlichen Prädestination bzw. der Fahrkarte für den Himmel darstellt. Schon der messerscharfe Geist Voltaires hat sich voller Zorn und Häme über diese Perversion des Geistes ausgelassen und über die calvinistische Bankenstadt Genf geflucht.
Wer im Glashaus sitzt, sollte endlich endlich mit Steinen schmeissen! Wir Schweizer werden demnächst glücklicherweise die Möglichkeit dazu haben. Ja, natürlich meine ich die Vollgeldinitiative!
Mit einem herzlichen Gruss an Bernd Senf.
April 2018, Walter Studer
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Rico Häusermann
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Die «Zinsschraube» als Ausdruck der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.
Hunger, Armut, Migration, Krieg.
Rico Häusermann
Klaus Minger
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Die Superreichen werden täglich um 2,5 Mrd. Dollar reicher, wie der aktuelle Oxfam Bericht aufzeigt. Und was bleibt für den Rest? Aber wir alle sind nunmal zinsgeil, also unterstützen wir das ganze noch.
Gratuliere zur Umsetzung ihrer Zinsschraube! Sehr treffend!
Bernd Senf
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Lieber Marcel Ramseier,
es freut mich sehr, dass meine Öffentlichkeitsarbeit zum herrschenden Geldsystem neue und tiefere Erkenntnisse bei Ihnen anregen konnte — und dass Sie mir Ihre Dankbarkeit dafür mitteilen. Durch Ihre vorgeschlagene Widmung fühle ich mich natürlich sehr geehrt und nehme sie gerne an.
Ihre künstlerische Darstellung der „Zinsschraube“ bringt die Problematik noch mal auf andere Weise auf den Punkt, als ich es mit meinen Worten und Bildern getan habe.
Mit den besten Wünschen
Bernd Senf