Nr11 Rahmenhandlung 4

Holz, Kar­ton, Pava­tex, Spiel­do­se, 33x24x1,5 cm, © mara 1995

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Inspiration

Erst der jewei­li­ge Rah­men gibt dem Gesche­hen die jewei­li­ge Bedeu­tung. Hier Musik…wo, wer, was, wann, war­um? Häss­lich oder schön?

Das Werk

<Nr11 Rah­men­hand­lung 4> Sozia­le Inter­ak­ti­on ist kei­ne los­ge­lö­ste, unab­hän­gi­ge Ein­zel­er­schei­nung, son­dern eine von ihrem jewei­li­gen Rah­men abhän­gi­ge Zeit­fol­ge oder eben eine Rah­men­hand­lung. Der (Bil­der-) Rah­men steht dabei für die jewei­li­ge Vor­ge­schich­te, den Zeit­geist, die globale‑, lokale‑, gesell­schaft­li­che- und nicht zuletzt für die indi­vi­du­el­le Geschich­te der Akteu­re. Kunst­sprech: FRAME-ART

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Klassifikation

<Nr11 Rah­men­hand­lung 4> ist ein Werk aus dem Werk­raum Rahmenhandlung

Bekanntgabe

Jun 1995 → <Nr11 Rah­men­hand­lung 4> mara — kunst & wach
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Revolution

Kommentar zum Werk Nr11

Nr11 Rahmenhandlung 4

Nr11 Rah­men­hand­lung 4

(stu) Im gedie­gen mit Matt­glanz ver­edel­ten Gold­rah­men und hin­ter Glas ver­ewigt die tief­gold­gel­be Plat­te, die mit­tels unten rechts sorg­fäl­tig attackier­tem Dreh­werk­lein mit musi­ka­li­schem Poten­ti­al zur gol­de­nen Schall­plat­te erko­ren ist, die trotz­dem nicht wie üblich rund son­dern einem Tafel­bild­chen gemäss brav recht­eckig aus­ge­formt die ein­ge­mes­se­ne Rah­men­mit­te schmückt und somit als eigent­li­cher Bild­ge­gen­stand erkenn­bar das Rah­men­werk zum Thron erkürt und das mit kit­schig­schö­nem Schrift­zug in der Mode der Fünf­zi­ger zusätz­lich zur edlen Tro­phäe im Ret­ro­look gestylt gestal­tet ist. Heint­je und Peter Alex­an­der hät­ten ihre pures Ent­zücken wohl gleich musi­ka­lisch aus­zu­drücken gewusst, aber wir las­sen uns jetzt nicht ein­lul­len und lesen was da so herz­al­ler­liebst in etwa von unten links nach oben rechts hin­ge­schnör­kelt steht.

RAHMENHANDLUNG 4 steht unmiss­ver­ständ­lich und ziem­lich ernüch­ternd da und über­haupt ist da gar kein Schutz­glas für Edles und das Mit­tel­ge­viert ist nicht tief­gol­den gefärbt, son­dern pack­pa­pie­rig-pava­texig bräun­lich sand­far­ben pro­fa­ni­siert. Und die klei­ne Musik­ma­schi­ne, die­ser frü­he Com­pu­ter, klim­pert beim Dre­hen wohl auch nicht irgend­ein net­tes Melö­di­e­chen aus der rosa­ro­ten Mar­zi­pan­welt, son­dern ver­mut­lich die zwar eigent­lich genia­le “Eli­se” von Beet­ho­ven, die als über zwei­hun­dert­jäh­ri­ger Gas­sen­hau­er jedoch der­ar­tig siru­pi­siert die Gehör­gän­ge ver­klebt, dass ein gewöhn­li­cher Tin­i­tus fast als gnä­di­ges Pri­vi­leg zu begrüs­sen wäre. Dre­hen wir also um Got­tes­wil­len nicht an der Mini­kur­bel, denn die­se erwie­se sich gewis­ser­ma­ßen als Büch­sen­öff­ner für die Büch­se der Pan­do­ra! Oder will uns der ver­schmitzt gewitz­te Kunst­wer­ker an der Nase her­um füh­ren, indem das Musik­ma­schin­lein Jimi Hen­drix’ s “Hey Joe” run­ter­klöp­pel­te, wenn man es nur wagen wür­de, die Kur­bel zu drehen?

Genug der Spe­ku­la­ti­on! Es geht zwar schon um Musik. Aber eigent­lich steht hier die Musik nur als eine der unend­lich schei­nen­den Mög­lich­kei­ten, die das mensch­li­che Leben uns bereit­stellt. Mög­lich­kei­ten, die zu ergrei­fen wir auf­ge­for­dert sind, nach unse­rem frei­en Wil­len zu nut­zen oder auch nicht? Kön­nen wir wirk­lich tun und las­sen, was uns gefällt? Ist es nicht viel­leicht eher so, dass alles was wir ver­meint­lich nach unse­rem frei­en Wil­len tun, uns tat­säch­lich gar nicht anders mög­lich ist zu tun? Ist es uns wirk­lich mög­lich? Das ist die Fra­ge, die der Kunst­wer­ker sich und uns immer wie­der in neu­er Aus­prä­gung und Dif­fe­ren­zie­rung stellt — ohne sie je beant­wor­ten zu kön­nen. Denn das dies­be­züg­lich ste­ti­ge Fra­gen kann uns zwar kei­nes­wegs aus dem ewi­gen Rah­men erlö­sen, aber es ist oder wäre die ein­zi­ge Revo­lu­ti­on, die unblu­tig, men­schen­freund­lich und in sich als Wert ech­ten Erfolg dar­stellt, denn sie ist nicht allein dem Tun nach son­dern auch ein gefühl­tes Biss­chen echt willentlich!

In die­sem Sin­ne: AUF BRÜDER UND SCHWESTERN! ZUR SONNE ZUR FREIHEIT.…!

Und bit­te. Dre­hen Sie doch ein­fach an der Kur­bel, wenn gera­de nie­mand hin­sieht! Es wird Ihnen gut tun.

Mai 2015, W. Stu­der

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