2‑fach gerahmt, eingeblendet, Schwarzweiss-Druck, 70x44x2 cm, © mara 2007
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Inspiration
Die philosophische Gegensätzlichkeit (Unmöglichkeit) unserer Bestrebungen ist evident. Arglos und überrascht, die wir uns darüber hinwegsetzen.… Ein Segen!
Das Werk
<Nr19 Gegensätze> repräsentiert unreflektierte fundamentale Gegensätze unserer Bestrebungen die uns scheitern lassen am ratlosen Wiederholungszwang des SOWOHL ALS AUCH. Kunstsprech: CONTRADICTION-ART
Klassifikation
<Nr19 Gegensätze> ist ein Werk aus dem Werkraum Gegensatz
Bekanntgabe
Juni 2007
© mara
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Eislauf mit Sturzgarantie und Pingpong
Kommentar zum Werk Nr19
von Walter Studer
(stu) Das Fluidum, die Kopfnote und der erste Eindruck des Werkes Nr19 ist Design gefällig und ein jedes gediegene Arrangement von Designmöbel, ob im Wohnbereich der bildungsbeflissenen gehobenen Mittelklasse oder etwa im Büro des edlen Anwalts erhielte zusätzlichen Glanz mit diesem Doppelbild bzw. Dyptichon an der Wand. Es ist aber genau diese bürgerliche Tauglichkeit jenes Glatteis, auf das uns der ganz und gar nicht dem Outfit seines Werkes Nr19 entsprechende Till Eulenspiegel der Philosophie Maras führen will und kann und — wie ich meine — auch darf. Denn der Sturz auf diesem Glatteis ist einerseits Beweis für die Notwendigkeit desselben, das heisst, wer hier ausgleitet, hat es nötig und WER HAT ES NICHT NÖTIG. Und andererseits erbringt das Fallen auf diesem glitschig ungewissen Terrain keine schmerzlichen und schädlichen Knochenbrüche und so, sondern statt dem Steissbein wird das Hirn strapaziert — und zwar äusserst wirk- und heilsam. Auf also zum genüsslichen EISLAUF MIT STURZGARANTIE! Machen wir uns also daran alle die vernetzten Aussagen zu finden und uns diese Bonbons lutschenderweise einzuverleiben.
Ohne hier weitere Momente dieses Werkes Nr19 zu nennen, sie also zum voraus zu ent-decken und der Erarbeitung und dem Genuss zu entziehen, darf ich doch eine Bemerkung zu Titel GEGENSÄTZE loswerden. Denn in der Tat ist dieser Titel selbst schon ein Produkt der gesteigerten philosophischen Wahrnehmung: Der GEGENSATZ, die CONTRADICTIO, ist sich selbst schon ein GEGENSATZ bzw. CONTRADICTIO! Denn der GEGENSATZ, die CONTRADICTIO wäre ja eben der SATZ oder die DICTIO, da aber jeder SATZ GEGENSATZ eines anderen SATZES ist, stellt jeder SATZ a priori schon ein GEGENSATZ dar und so weiter. Das beteutet aber auf dem glatten Parkett der Sprache und der Philosophie das dar, was man üblicherweise als CONTRADICTIO IN ADJECTO, einen Wiederspruch in sich selbst oder auch ein OXYMORON nennt. Letzteres ist ein altgriechischer Begriff, der übersetzt in etwa SCHARFSINNIG-DUMM heisst und der obwohl meist nur als ein ausserordentlich prestigeträchtiger Bumerang im Smalltalk “bekannt”, ein sehr nachdenkenswertes und verdienstvolles Bewusstseinspartikel der Denkphysik ist und bleibt. Wir sehen also bei diesem sich auf ewig selbst spielenden kosmischen PINGPONG die Begrenztheit, ja Determination jeglicher Denkbarkeiten.
Klar ist obige Bemerkung und überhaupt die vom Kunstwerker durch sein Werk angesprochene Ebene eine durchaus Bildungs-affine und der Vorwurf elitär daherzuwerken mag vielleicht nicht zu unrecht den Betrachtenden auf der Zunge bzw. dem Gemüt liegen. Aber vielleicht ist Bildung — und zwar auch jene, die keinen materiellen Gewinn anstrebt — nötiger denn je? Eine Frage die der Autor dieser Zeilen zugegebenermassen rein rhetorisch stellt — ohne jeden Bildungsdünkel, sondern in der optimistischen Hoffnung auf die möglichst weltweite Überwindung des Wachstumswahns und anderem dringend zu heilendem Wahn.
Jan 2016, W. Studer
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