Nr46 Der rote Faden

Docht­fa­den 55 Lfm. 40x6x6cm (LxBxH), © mara 2014
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Inspiration

Wachs­dum — Die schick­sal­haf­te Losung, die sich wie ein ROTER FADEN durch die wohl­stän­di­ge Spass- u. Kon­sum­ge­sell­schaft zieht.

Das Werk

<Nr46 Der rote Faden> 55 Lauf­me­ter auf­ge­spul­te Faden­schei­nig­keit als knall­ro­tes Schau­stück ästhe­ti­scher Inter­pre­ta­ti­on des Wachs­tums­wahns. Kunst­sprech: GOLDENTHRE-ART.

Klassifikation

<Nr46 Der rote Faden> ist ein Werk aus dem Werk­raum Wachsdum

Bekanntgabe

Jan 2015 → zum Arti­kel Der rote Faden
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Der rote Faden ins Labyrinth

Kommentar zum Werk Nr46

Nr46 Der rote Faden

Nr46 Der rote Faden

Ein nicht ein­mal ein­fach gestrick­tes, son­dern ledig­lich ein­fach auf­ge­spul­tes Werk dies­mal. Von unse­rem Kunst­wer­ker, des­sen Hin­ter­list wir mitt­ler­wei­le satt­sam ken­nen und wis­sen: den Schin­ken am schein­bar mage­ren Kno­chen müs­sen wir uns als Betrach­ter sel­ber erschaf­fen, die Sau also zum genüss­li­chen Ver­zehr sel­ber mästen!

Da ist nun die­se Spu­le aus satt und fast leuch­tend Rot gefärb­tem Faden, der in der Tat eine aus fein­stem Woll­filz gespon­ne­ne Schnur ist, deren Ende locker und nach­läs­sig läs­sig offen lose hän­gend geblie­ben ist und irgend­wie zei­chen- und etwas ver­lo­ren rät­sel­haft einen Strich ins Weiss der Sockel­flä­chen mar­kiert — als wär’s eine Auf­for­de­rung zur Öff­nung der Spin­del. Immer­hin, dem schlicht und gera­de dar­in schon hoch­äs­the­ti­schen Etwas haf­tet unbe­dingt etwas dif­fus Ahnungs­vol­les und uner­klär­lich Tie­fes an. Es ist ein magi­scher Fetisch, dem der Zau­ber des Mär­chens inne­wohnt und den das Flui­dum sinn­li­cher Poe­sie ein­hüllt. Zu erin­nern ist an die Spu­le mit dem kost­ba­ren roten Faden, mit dem aus­schliess­lich der Tem­pel­vor­hang gewo­ben wird und der des­we­gen nur von der hei­lig­sten aller hei­li­gen Frau­en, MARIA, der THEOTOKOS, der Mut­ter Jesu im Chri­sten­tum, oder, im älte­ren grie­chi­schen Mythos, von PERSEPHONE, der Toch­ter DEMETERS, gespon­nen und ver­wo­ben wer­den darf.

Die­ser vor­lie­gen­de rote Faden, der des Wachs­tums­ge­r­an­gels näm­lich, führt jedoch nicht ein­mal aus dem Laby­rinth — so wie sonst grund­sätz­lich der mytho­lo­gi­sche rote Faden aus jeg­li­chem Laby­rinth führt. Nein! Im Gegen­teil führt in die­sem unse­rem Fall die Rück­ver­fol­gung des roten Fadens zwangs­läu­fig zu den wach­sen­den Mate­ria­li­tä­ten des Wachs­tums — gleich­sam dem roten Faden beim Öff­nen der run­den Schach­tel etwel­cher Schmelz­kä­se­sor­ten, der uns erst mög­lich macht, den mehr oder weni­ger kuli­na­risch wert­vol­len Inhalt zu vertilgen.

Über­haupt sehe ich im an sich hübsch-harm­lo­sen läng­li­chen stab­för­mi­gen Objekt schon irgend­wie auch den Vibra­tor, der zur libi­di­nö­sen Stei­ge­rung des all­seits reli­gi­ös-ero­tisch begrif­fe­nen Wachs­tums geeig­net scheint — ein SEX TOY geho­be­nen Wirt­schafts­ver­ständ­nis­ses also, das uns die heh­re Finanz- Wirt­schafts- und Poli­ti­kel­i­te ger­ne unter den Weih­nachts­baum legen wür­de. Ein XXXMAS Geschenk sozu­sa­gen, das wir natür­lich äus­serst ger­ne ent­ge­gen neh­men, sind wir, die Mehr­heit der Kon­su­men­ten, die wir uns ja bezüg­lich der Schat­ten­sei­ten des Wachs­tums­wahns so ger­ne als unschul­di­ge Gemü­ter dar­stel­len und mehr oder weni­ger ideo­lo­gisch ver­brämt die Schuld von uns weg nach oben, zu den bereits Genann­ten, schie­ben, doch nur zu ger­ne bereit, die Kon­sum­geil­heit him­mel­hoch jauch­zend zu stimulieren!

Las­sen wir sol­ches und bege­ben wir uns zwecks tie­fe­ren Ver­ste­hens auf eine höhe­re Ebe­ne fern jeder Ankla­ge, nah aber wirk­li­cher Weis­heit. Ich mei­ne, dass wir die­se wun­der­lich char­man­te Faden­spu­le, gefärbt in der Far­be des Her­zens und der Son­ne, ent­spre­chend poe­tisch wahr­neh­men und ver­in­ner­li­chen soll­ten: nicht aus dem Laby­rinth, son­dern in die­ses hin­ein soll uns die­ser Lebens­fa­den füh­ren! In jene unend­li­chen Gewöl­be unse­rer See­le, in denen wir — so ver­spricht uns AUGUSTINUS, Kir­chen­va­ter und Phi­lo­soph des Früh­chri­sten­tums — Alles, Alles fin­den — auch das­je­ni­ge, was über uns selbst und unse­re Zeit hin­aus reicht — ohne je irgend­wo­hin rei­sen zu müssen.

Und da ja der kunst­wer­ken­de intel­lek­tu­el­le Schlin­gel nicht nur See­len­dok­tor son­dern viel­mehr auch iden­tisch mit jenem trau­ri­gen Clown eines sei­ner ersten Wer­ke ist, kann die­se Deu­tung und ihr zuge­hö­ri­ges Unter­fan­gen nur rich­tig sein.

W. Stu­der

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