Nr21 Ins beste Licht ge(d)rückt

Glas­zy­lin­der, 250 Sty­los gra­viert, LED Farb­leucht­mit­tel, wire­less remo­te, 240V elek­tri­fi­ziert, 126x33x33cm, © mara 2012
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Inspiration

Wachs­tum, Wachs­tum und noch mehr Wachs­tum! Das ist die Losung, die wir von Poli­ti­kern und Wirtschaft­s­experten ein­dring­lich und unab­lässig ein­ge­trich­tert be­kom­men. Wachs­tum als Garant für Sta­bilität, Wohl­stand, Arbeits­­plätze, Hil­fe für die Schwa­chen und zu­letzt auch noch als Garant für das angeb­liche Glücks­­gefühl. Euro­krise? Staats­­schulden? Arbeits­­losigkeit? Ver­teil- und Verdrängungs­­kämpfe? Immer lau­tet die Losung „Mehr Wachs­tum“. Und sie wur­de so­gar zum Gesetz erhoben.

Was die Wachs­tums­prediger aller­dings erfolg­reich ver­drängen, ist die Tat­sache, dass uns die­se Stra­te­gie frü­her oder spä­ter in den Abgrund trei­ben wird.

Das Werk

<Nr21 Ins beste Licht ge(d)rückt> Ist eine wei­te­re künst­le­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem kol­lek­ti­ven Wachs­tums­wahn: Trotz Ver­dich­tungs-Stress im glä­ser­nen Zylin­der wird Wachs­dum oszil­lie­rend schön­fär­be­risch „Ins beste Licht ge(d)rückt“ – und der dro­hen­de Abgrund stim­mungs­voll verdrängt…

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Klassifikation

<Nr21 Ins beste Licht ge(d)rückt> ist ein Werk aus dem Werk­raum Wachs­dum. Kunst­sprech: BEST-LIGHT-ART.

Bekanntgabe

August 2012
© mara
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Kommentar

Ein freundlich Licht den Aussenseitern

von Wal­ter Studer

(stu) Die­se beson­ders gelun­ge­ne Licht­skulp­tur ist nicht nur ein schö­nes Stück Kunst­werk, son­dern auch ein sehr paten­tes Stück Werk­kunst. Wie so oft, so kann auch hier der Kunst­wer­ker Mara sei­ne prak­ti­sche Ader und sei­ne gefä­chert vor­han­de­nen hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten nicht ver­leug­nen, ist die­se Skulp­tur doch, nebst­dem sie eine zeit­ge­schicht­lich und poli­ti­sche Aus­sa­ge per­fekt klar und doch ohne Mora­lin ver­mit­telt, ein aus­ge­spro­chen exzel­len­tes Raum­licht, eine mil­de Lam­pe also, die zudem als schier uner­schöpf­li­ches Depot für Schreib­ge­rä­te der mensch­li­chen Ver­gess­lich­keit gege­be­nen­falls ent­ge­gen­kom­men mag.

Die­se Art der Licht­kunst hat in den 70er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts zu wesent­li­chen Tei­len ein Künst­ler fun­diert, der lei­der und bezeich­nen­der­wei­se weder damals noch heu­te wirk­lich ernst genom­men wur­de bzw. wird. Der Grund den die­sen inno­va­tiv Krea­ti­ven aus dem Rah­men fal­len liess, ist nicht in der Qua­li­tät sei­ner Kunst zu suchen — son­dern ganz ein­fach dar­in, dass die­ser Mann als pro­mo­vier­ter Mathe­ma­ti­ker und Erbe eines der gröss­ten Ver­mö­gen der Welt zugleich und letz­te­rem ent­spre­chend, ein welt­weit agie­ren­der fröh­li­cher Play­boy war, dem es ein­fiel sei­ner tief­sten Her­zens Ver­ehr­ten zehn­tau­send Rosen per Heli­ko­pter vor die Füs­se fal­len zu las­sen. Ein im Grun­de als Hap­pe­ning ein­zu­stu­fen­de Kunst­ak­ti­on vom Besten, die aller­dings (sic!) nicht als sol­che erkannt und aner­kannt wur­de, die aber immer­hin der ver­ehr­ten höchst popu­lä­ren Schö­nen dann doch noch das Ja-Wort ent­lock­te. Lei­der zer­schlug sich die Ambi­ti­on eine Ehe zu füh­ren sehr bald und die ande­re Ambi­ti­on die­ses aus­ser­or­dent­lich gross­zü­gi­gen und warm­her­zi­gen Men­schen, näm­lich die Kunst, erfüll­te sich halt auch nicht — kei­ne Über­ra­schung, dass die­sem die Men­schen zumin­dest in sei­ner Nähe Lie­ben­den und wie Hun­dert­tau­sen­de ande­rer eher apo­li­ti­scher Mann der Kum­mer nicht aus­ging. Er nahm sich sehr viel spä­ter und nach einer durch­aus geglück­ten Ehe das Leben.

War­um erhält die­se Geschich­te hier soviel Platz?

Erstens ist die Aus­sa­ge des Kunst­er­kers Mara im Werk Nr21 schon in sei­nem Vor­spann her­vor­ra­gend aus­for­mu­liert. Es braucht dazu gewiss kei­ne zusätz­li­che Ausdeutung.

Zwei­tens ist das AUS DEM RAHMEN FALLEN eines der kar­di­na­len The­men des Kunst­wer­kers und es ist mehr als sinn­voll, die­se mei­ne Ver­knüp­fung des WERKRAUMES WACHSTUM mit dem WERKRAUM RAHMENHANDLUNG hier einzubringen.

Und Drit­tens ist der mir nur in Tei­len sei­nes scheinst beacht­li­chen künst­le­ri­schen Werks und in eini­gen inhalt­lich ver­nach­läs­sig­ba­ren Mel­dun­gen und Halb­wahr­hei­ten bzw. Lüge­rei­en der Yel­low-Press halb­wegs bekann­te GUNTER SACHS wert, als qua­li­täts­vol­ler Künst­ler genannt und nicht ver­ges­sen zu werden.

Vier­tens schliess­lich muss ich, der ich gewiss kein Freund des sozi­al nicht wirk­sa­men Kapi­tals bin, beto­nen, dass nicht alle Rei­chen aso­zia­le Täter sind und dass nicht jeder Reich­tum pri­mär mit Blut Ande­rer geäuf­net wur­de und dass nicht jeder Ver­mö­gen­de etwas dafür kann, dass er dies ist. Und noch etwas: Trotz sei­ner Mil­li­ar­den reüs­sier­te Gun­ter Sachs als Künst­ler nicht — irgend­wie klar eher Aus­nah­me denn Regel, aber umso bemerkenswerter!

Las­sen wir also auch im Sin­ne eines Ange­den­kens an einen zeit­le­bens nicht wahr­ge­nom­me­nen Krea­ti­ven das Licht der Skulp­tur von Mara — auch er einer aus­ser­halb des Main­streams — leuch­ten. Werk Nr21 sei hier­mit auch ein EIN FREUNDLICH UND AUFMUNTERND LICHT DEN AUSSENSEITERN!

Jan 2016, W. Stu­der

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