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Stacheldraht Papiertiger und Biedermänner

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr68 Angestachelt

Nr68 Ange­sta­chelt

(stu) 100 Meter soli­den und neu­en Sta­chel­drah­tes zur Rol­le gewickelt und zum Zylin­der hoch­ge­stellt, als wärs ein Sup­pen­topf. Aber nein! Hier heisst es nicht: “Es ist ange­rich­tet!” son­dern viel mehr: “Es ist ange­sta­chelt!” und auch wenn man den Ein­druck haben könn­te, dass der Kunst­wer­ker zwar nicht auf den Hund son­dern eben auf den Sta­chel­draht gekom­men sei — tat­säch­lich ist Num­mer 68 bereits das zwei­te Werk sta­chel­drah­ti­ger Phä­no­me­no­lo­gie — hat es sich Mara nicht leicht gemacht. Denn sei­ne Mate­ri­al­wahl ist im the­ma­ti­schen Kon­text zwin­gend, weil Aus­sa­ge, Pro­gramm und Iko­no­lo­gie in Einem. Mir hat es der kryp­top­o­li­ti­sche Kon­zept­künst­ler Mara, der sich als Kunst­wer­ker ver­steht, auch nicht leicht gemacht — mit die­sem bri­san­ten The­ma, das sinn­voll nur mit der Inan­spruch­nah­me  von mehr Platz als üblich kom­men­tiert wer­den kann (mehr …)

 

Zurück in die Zukunft der Blau-Wahrnehmung

Aus der Serie «Sprachperlen»

Nr65 Schweigespirale

Nr65 Schwei­ge­spi­ra­le

(stu) Eine selt­sam ele­gant dahin dre­hen­de Sta­chel­draht-Spi­ra­le, die wie ein Modell im Maß­stab 1:100 eines Tor­na­dos allein schon daher Ungu­tes ahnen lässt und die auf dem übli­chen Podest des Kunst­wer­kers je nach Licht­ein­fall merk­wür­di­ge und unhei­me­li­ge Schat­ten wirft, die uns dif­fus an schreck­li­che nur schlecht ver­dräng­te Bil­der mahnt, und die uns trotz ihrer tän­ze­ri­sche Dyna­mik wegen ihrer Sta­cheln zurück­schrecken lässt.

Es ist dies die fast nai­ve und auf jeden Fall unmit­tel­bar authen­tisch, qua­si der Jugend­kul­tur gleich, wir­ken­de Umset­zung der in wis­sen­schaft­li­chen Arbeit von E. Noel­le-Neu­mann defi­nier­ten SCHWEIGESPIRALE, die eben­so exakt und mensch­lich und künst­le­risch bes­ser, näm­lich in gefühls­tie­fer Wahr­neh­mung im Werk von Hein­rich Mann “der Unter­tan” und in Alber­to Mora­vi­as “Il con­for­mista”, in nicht zu über­bie­ten­der Dif­fe­ren­ziert­heit und in einer kaum zu igno­rie­ren­den ewi­gen Aktua­li­tät längst zum lite­ra­ri­schen Denk­mal gewor­den ist.

Dem Kunst­wer­ker ist die­ser Stoff, die­ses Urphä­no­men in einer ihm nur schein­bar para­doxal fröh­li­che Gelas­sen­heit aus­lö­sen­den Inten­si­tät ste­tig nahe. Es gibt nichts, an dem er die­se Lei­dig­keit nicht ermes­sen wür­de. Aber sei­ner unmit­tel­ba­ren Erkennt­nis die­ses die Mensch­heit seit jeher mit-defi­nie­ren­den Wesens­zu­ges folgt die Weis­heit des fro­hen Mutes. Die­se sei­ne, jeg­li­cher Depres­si­on fer­ne Sicht ist das Fun­da­ment aller sei­ner Wer­ke und wohl auch sei­nes ärzt­li­chen Wir­kens. Bezeich­nen­der­wei­se erin­nert die Sta­chel­spi­ra­le an die DORNENKRONE und es scheint, als hät­te Mara die­se Kro­ne aus­ein­an­der­ge­zo­gen dar­ge­stellt, um deren Tat­säch­lich­keit in jeder ihrer Win­dun­gen, vom Klei­nen ins Unend­li­che und Unbe­stimm­te, qua­si wis­sen­schaft­lich auf­ge­glie­dert darzubieten.

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